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Treckerfrühschoppen in Wolthausen

Wenn der Motor anspringt, klingt es nach Nostalgie. Das ist nicht einfach nur ein Brummen oder Knattern, das ist Musik. Zumindest in den Ohren von Hermann Schmidt. Der 63-Jährige gehört zu den 25 ? Wolthäuser Schlepperfreunden. Am Sonntag von 10 bis 18 Uhr präsentieren die Liebhaber von Oldtimer-Traktoren in der Dorfmitte ihre stolzen Gefährte. Das Besondere: In diesem Jahr blicken die Schlepperfreunde Wolthausen auf ihr 25-jähriges Bestehen zurück.

​Schlepperfreunde Wolthausen gestalten die Sendung Plattenkiste von NDR 1 Niedersachsen Viel zu erzählen gab es in der Sendung Plattenkiste bei NDR 1 Niedersachsen. Am 29. August zwischen 12 und 13 Uhr unterhielten sich Hermann Schmidt, Jana Carstensen und Christian Peters mit Moderatorin Martina Gilica über die Schlepperfreunde Wolthausen aus dem Landkreis Celle. Sie freuen sich alle schon sehr auf den Oldtimer-Frühschoppen zum 25. Jubiläum am 1. Oktober. "Wir schleppen alte Traktoren durch die Gegend", schmunzelt Christian Peters, der selbst inzwischen drei Traktoren hat. Er ist auf dem Dorf groß geworden und hat so von Kindheit an die Liebe zum Trecker kennen gelernt. Jana Carstensen hat es nicht immer leicht als Frau, setzt sich aber durch - mit Charme oder Biss, lacht sie. Durch ihren Vater kam sie dazu, aber für sie ist im eigenen Unternehmen die Liebe zum Traktor doch mehr Arbeit als Hobby derzeit. Die Ernte ist in vollem Gange - und bei dem derzeit guten Wetter hat sie viel zu tun. Vier Trecker besitzt Hermann Schmidt, einen weiteren als "Ersatzteillager", wenn im Winter alle wieder zurecht gebastelt werden. Im landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern wuchs er schon als sechs- oder siebenjähriges Kind in die Arbeit mit den Traktoren rein und kennt sich gut aus. Im Frühjahr fahren die Schlepperfreunde mit angehängten Bauwagen, in denen sie übernachten, für etwa 10 Tage durchs Land und übernachten auf Bauernhöfen. So haben sie schon das Bremer Umland besucht, sind durchs Weserbergland gefahren und haben viel erlebt. Manchmal erleben sie einen richtigen Volksauflauf und wurden schon mit Marmelade, einer Kiste Bier oder ähnlichem beschenkt. Auch mit anderen Treckerfreunden treffen sie sich regelmäßig. Mitunter können sie auf deren Teile- oder Flohmärkten für ihre Fahrzeuge einkaufen, wichtig ist aber auch der Austausch untereinander, erklärt Christian Peters und zitiert gleich noch einen Treckerspruch: "Ein Armer fährt Kramer, ein Reicher fährt Eicher, und wer die Technik kennt, fährt Fendt." Aber auch an den Nachwuchs denken die Schlepperfreunde. Jana Carstensen nennt den Kinderspielplatz Abenteuerland, denn dafür wurden alte Fahrzeuge umgebaut und vom TÜV abgenommen. Auch ein Motorrad ist vorhanden und eine alte Straßenwalze neben dem Trecker, auf dem sich die Kleinen groß fühlen können. Dort geht es oft hoch her - und die Nachbarn müssen viel Verständnis für den lauten Jubel aufbringen, was sie alle auch freundlich tun, berichten die Gäste in der Sendung. Ein herzlicher Dank geht aus der "Plattenkiste" an die jeweiligen Partner/innen der Schlepperfreunde, denn dieses Hobby ist kostspielig und zeitaufwendig - und das ist schließlich nicht für jeden Menschen nachvollziehbar.

Danke an die Cellesche Zeitung für diesen tollen Bericht

WOLTHAUSEN. Schon das Anlassen des Motors ist eine Kunst für sich. Da wird nicht einfach nur ein Schlüssel umgedreht und in Nullkommanichts springt er an. Bei Schmidts MBA (Abkürzung für die Herstellerfirma Maschinenbau und Bahnbedarf), Baujahr 1941, ist wie bei den anderen Fahrzeugen der Schlepperfreunde noch echte Handarbeit erforderlich. Mit einer Kurbel muss der Diesel in Betrieb genommen werden; als Starthilfe für den Motor dienen Lunten, die Schmidt hineindreht. Vorher wird der Motor mit Öl eingeschmiert. „Über den Verbrauch hat sich früher niemand Gedanken gemacht“, sagt Schmidt. Seit rund 27 Jahren nennt er den MBA sein Eigen. Es ist der älteste seiner vier historischen Schlepper. Als einziger darf er nicht selbst auf die Straße – mit sechs Kilometern pro Stunde ist er schlicht zu langsam unterwegs. Dementsprechend musste der Schlepper auch nicht beim Straßenverkehrsamt angemeldet werden. Wenn Schmidt seinen Oldie mit zu Ausstellungen nimmt, wird er auf einem Tieflader huckepack genommen. Für heutige Straßen wurde das Liebhaberstück auch nicht produziert. „Der MBA wurde ursprünglich gebaut, um Pferde beim Transport zu entlasten“, erklärt Schmidt, der die Geschichte des Treckers genau kennt. Im Herbst 1990, rund ein Jahr nach dem Mauerfall, hat er ihn einem alten Bauern aus der Nähe von Dessau abgekauft. „Ich habe ihn komplett auseinander gebaut, die Blechteile mit Sandstrahlen gereinigt und wieder zusammengebaut“, erklärt Schmidt. Zwei Jahre lang hat er die Elektronik nachgerüstet. Als gelernter Landmaschinen-Mechaniker und Sohn einer Bauernfamilie aus Bonstorf ist er vom Fach und weiß, was er tut. Schmidts Liebe zu den alten Traktoren geht so weit, dass er bei „Wetten, dass...“ – wenn es die Sendung noch gäbe – sicher locker bestehen würde. „Ältere Trecker erkenne ich am Geräusch. Ein Hanomag klingt ganz anders als ein MBA“, sagt er. Und er muss es wissen: Ein Lanz Alldog von 1958, ein Hanomag Baujahr 1962 und einen Fiat von 1978 nennt er ebenfalls sein Eigen. „Den Fiat setze ich noch als Transportmittel ein“, so Schmidt. Alle anderen Fahrzeuge sind reine Liebhaberei. Ohne dass Schmidt es hervorhebt: Dadurch, dass er allein in einer Scheune steht, hat der MBA schon einen gewissen Sonderstatus. Wenn er die Scheunentore öffnet, denkt er noch oft an den Moment, als er den Schlepper zum ersten Mal sah. „Es war schon Liebe auf den ersten Blick.“ Viel Arbeit bereitet Schmidt seine Leidenschaft nicht. „Ölstand kontrollieren, tanken – alles, was bei einem Auto auch anfällt“, sagt der Wolthäuser. Seine Schlepperfreunde, die nicht nur aus dem Dorf, sondern aus dem ganzen Landkreis kommen, teilen diese Passion. „Unser jüngstes Mitglied ist 18, der älteste 78 Jahre alt“, erklärt Schmidt. „Auch junge Leute sind mit Begeisterung dabei und restaurieren ihre Trecker selbst.“ Alle, die dieses Hobby teilen, kommen am Sonntag nach Wolthausen. „Wir rechnen mit Teilnehmern aus dem ganzen Landkreis“, sagt Schmidt. „Da könnten bis zu 200 Fahrzeuge zusammenkommen.“ Das Treffen in Wolthausen bildet den Saisonabschluss. „Anschließend wird der MBA nochmal aufgetankt, danach zugedeckt und dann beginnt der Winterschlaf“, berichtet der 63-Jährige. Im Mai kommenden Jahres gehen die Ausfahrten wieder los. Und aus einer Scheune in Wolthausen wird dann wieder diese bestimmte Musik zu hören sein. Autor: Carsten Richter